304 Seiten / DM 39,90
Mehr Licht und Einblick in die Gedankenwelt der Führung der deutschen Armee
zwischen dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Kapitulation der Wehrmacht
im Mai 1945 gewähren Carl Dirks, der in amerikanischer Gefangenschaft als
Militär- und Gerichtsdolmetscher Zugang zu streng geheimen Dokumenten der
Aufrüstungszeit ab 1923 hatte, und Karl-Heinz Janßen, Historiker und Journalist.
In zwölf Kapiteln schildern die Autoren den Weg der deutschen
Aufrüstung. Es wird dabei gezeigt, dass bereits 1919 - kurz nach dem Ende
des Ersten Weltkrieges - Generäle wie beispielsweise Wilhelm Groener den Frieden
nur als Vorspiel für einen kommenden größeren Krieg sahen; einem Krieg, in
dem Deutschland sich für die Schmach von 1918 revanchieren wollte.
Detailliert beschreiben Dirks/Janßen die Erstellung eines "Großen
Planes" durch die Reichswehr, der zwischen 1923 und 1925 unter höchster Geheimhaltung
entstand und ein Heer von 2,8 Millionen Mann unter dem Kommando von 252 Generälen
vorsah - genau die Stärke, mit dem die Wehrmacht im Herbst 1939 den Zweiten
Weltkrieg entfesselte.
Die Autoren zeigen, wie bereits in der Weimarer Republik, zum Teil an der
Regierung und dem Parlament vorbei, mit Hilfe von "Schwarzen Kassen" und unter
Missachtung des Versailler Friedensvertrages langsam aufgerüstet wurde. Mit
dem Machtantritt Hitlers wurden die bereits vorhandenen Pläne der Generäle
schließlich umgesetzt.
In "Der Krieg der Generäle" wird ferner geschildert, auf welch
tönernen Füssen die Finanzierung der Aufrüstung stand; die Entscheidungen
des Generalstabes bei der Vorbereitung und Durchführung des Angriffes auf
Russland werden analysiert.
Im abschließenden Kapitel beschäftigen sich die Autoren mit
dem militärischen Widerstand des 20.Juli 1944; sie beschreiben, wie dilettantisch
der Putsch gegen Hitler und sein Regime geplant und ausgeführt wurde - aus
dieser Sichtweise musste er geradezu scheitern.
In einer ausführlichen Dokumentation im Anschluss der Handlungsschilderung
werden wichtige Akten der Aufrüstungszeit, die zum Teil aus dem Archiv des
Mitautors Dirks sind, abgedruckt.
Das Buch "Der Krieg der Generäle" zeigt, dass nicht Hitler alleine
mit seinen einsamen Beschlüssen für die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges
und der Niederlage der deutschen Wehrmacht verantwortlich ist. So wird geschildert,
wie sich beispielsweise Generaloberst Halder gegen Hitler durchsetzte und
Stalingrad erobern wollte, anstatt südlich von der Stadt an der Wolga den
Fluss zu erreichen, um damit den Schiffsverkehr zu unterbinden.
"Der Krieg der Generäle - Hitler als Werkzeug der Wehrmacht"
ist sehr zu empfehlen.
Es ist nicht nur gut zu lesen, sondern bietet gleichzeitig eine Reihe von
wichtigen Hintergrundinformationen.
Ein Mangel ist das nicht vorhandene Bild- und Kartenmaterial. Es wäre aufschlussreich
gewesen, wenn der Leser sich bei der Fülle von Namen wenigstens von einem
Teil der Verantwortlichen für Aufrüstung und militärische Fehlschläge im wahrsten
Sinne des Wortes "ein Bild" hätte machen können.
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